Demonstration in Wietze (Kreis Celle) / Niedersachsen am 31. August 2013: Ein Schuss vor den Bug des größten europäischen „Geflügel“-Schlachthofs – Partei Mensch Umwelt Tierschutz war vor Ort

Wietze31.08.2013Es war die Überraschung des Tages: Statt der erwarteten 3000 TeilnehmerInnen kamen sage und schreibe 7000, um gegen die Agrarindustrie im Allgemeinen und gegen den Rothkötter-Megaschlachthof im Besonderen zu demonstrieren! Die tier-, umwelt- und menschenfreundliche Alternative ist die „bäuerliche Landwirtschaft“ – auf jeden Fall der richtige Meilenstein auf dem Weg zum Ideal einer „tierlosen Landwirtschaft“, wie sie von der Partei Mensch Umwelt Tierschutz in ihrem Grundsatzprogramm angestrebt wird.

Dem Betrachter bot sich auf dem Wietzer „Droschkenplatz“ ein buntes Bild mit einem Meer von Luftballons und Fahnen – Letztere als Zeichen für das Bündnis zahlreicher unterschiedlicher Vereine und Organisationen, deren gemeinsames Motto lautet „Wir haben die Agrarindustrie satt“. Unter dieser Devise stand auch das bereits 2 Tage zuvor errichtete Sommercamp mit vielfältigem Programm – Vorträgen und Diskussionen rund um eine „zukunftsfähige Landwirtschaft“.

Unsere Partei war mit ca. 30 Mitgliedern aus Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Berlin gut vertreten. Der mit Flug- und Faltblättern ausgestattete Stand fand reges Interesse; es konnte sogar ein Mitglied für den LV Niedersachsen gewonnen werden! Bettina Jung vom LV Hamburg wurde vom ZDF und dem Tierheim TV Hamburg interviewt; auch Ingrid van Bergen, Schauspielerin und prominentes Mitglied unserer Partei war mit vor Ort.

Die geplante Umzingelung des riesengroßen, mit meterhohen Metallzäunen umgebenen Areals gelang aufgrund der hohen Teilnehmerzahl mühelos. Die Überwachung von Seiten mehrerer Wachmänner mit Schäferhunden unterstrich den abstoßenden Eindruck eines Hochsicherheitstraktes. Es gab wohl niemanden, der nicht angesichts der Vorstellung, was sich täglich in der riesigen Schlachtanlage abspielt, erschauderte, werden doch Tag für Tag Tausende von kleinen, 35 Tage alten Hühnern umgebracht – übrigens wegen (noch) fehlenden deutschen Nachschubs mit „Hilfe“ von in Dänemark gemästeten Tieren. Geplant ist die nachgerade abartige Zahl von 430 000 geschlachteten Tieren täglich – ein teuflisches Ansinnen, für das 200 neue, von Lohnmästern errichtete Mastställe gebaut werden sollen.

Kurz zusammengefasst die Begleiterscheinungen einer solchen Ausgeburt der Hölle: Die Tiere verbringen aufgrund der „Turbo-Mast“ ihr qualvolles Dasein in zunehmender Enge; nur der massive Einsatz von Antibiotika, mit allen desaströsen Konsequenzen auch für den Menschen, verhindert ein Massensterben der Tiere.

Das im Übermaß produzierte Fleisch wird in die Länder des Südens transportiert, wo es die kleinbäuerlichen Märkte zerstört.

Angeheuerte, zumeist ausländische Leiharbeiter, oft mit menschenunwürdigen Werkverträgen, müssen zu Dumpinglöhnen arbeiten.

Für das Mastfutter, vor allem Soja, werden Regenwälder abgeholzt, oder es entstehen umweltunfreundliche Monokulturen in unserem Land. Die anfallende Gülle verseucht Boden und Trinkwasser.

Seit 2009 wurden bundesweit 38 Millionen neue Stallplätze beantragt, 200 Millionen davon in Niedersachsen. Jedes Jahr müssen ca. 6000 bäuerliche Betriebe aufgeben.

Zu verantworten hat diese fatale Entwicklung die vorhergehende schwarz-gelbe Landesregierung, die skandalöserweise die Errichtung des Wietzer Schlachthofs mit 6,5 Millionen Euro aus Steuergeldern subventionierte!

Aber die Bäume wachsen bekanntermaßen nicht in den Himmel.

Neuerdings gibt es überraschende Lichtblicke und die Hoffnung auf eine Kehrtwende in Richtung „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“: Die „Geflügel“-Lobby muss eingestehen, dass ihr Megaprojekt kläglich zu scheitern droht. Die Rede ist von einer „wirtschaftlichen Schieflage“, von „schlechter Rentabilität“ und einer „dramatischen Erlössituation“; sogar das von den Kritikern vorausgesagte „wirtschaftliche Ende“ vieler Mäster wagt man nun anzusprechen. Offensichtlich ist jetzt endlich Schluss mit der verlogenen Schönrederei u. a. von zunehmender Nachfrage nach „Hähnchen“-Fleisch!

Wer nicht hören will…: Die Investoren in neue Stallanlagen, so heißt es, haben nun „ernste Sorgen“, dass sie die Kosten dafür nicht mehr erwirtschaften können. Alle kritischen Warnungen wurden mit Blick auf den schnellen Euro und ohne Rücksicht auf die begangene Tierquälerei in den Wind geschlagen! Immerhin war es aber dem bundesweiten Netzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ gelungen, Hunderte von möglichen Stallbau-Investoren von ihren Plänen abzubringen oder die Genehmigung von Ställen zu verhindern.

Neue Nahrung bekommt nun die Hoffnung auf ein Gesetz, das den Gemeinden das Recht einräumt, der Errichtung jeglicher Agrarfabriken einen Riegel vorzuschieben! Natürlich ist bei diesem Kampf für eine gute Sache mit Gegenwind zu rechnen, wie man bereits den rückwärtsgerichteten Äußerungen des Herrn Wiesehügel, vorgesehen im „Kompetenzteam“ von Peer Steinbrück, entnehmen kann, der das abgeleierte Lied der Tierausbeuter singt…

Es liegt an uns allen, einem neuen Bewusstsein im Hinblick auf das Verhältnis des Menschen zu den Tieren mit zum Durchbruch zu verhelfen. Dass dies am besten auf den geistigen Grundlagen unserer Partei geschieht, bedarf wohl keiner Erläuterung! Und es gibt zweifellos Fortschritte: Diejenigen, die sich gerade im Wahlkampf befinden, werden erfreut feststellen, dass unsere Sicht der Dinge von immer mehr Menschen geteilt wird – ein gutes Omen für unsere politische Zukunft!

Video von der Demonstration in Wietze (hier) ansehen!