IWC: Faules Kompromisspapier gescheitert

Die IWC – Internationale Walfangkommission -, der 88 Mitgliedsstaaten angehören, entpuppt sich zunehmend als Papiertiger. Ein sage und schreibe drei Jahre lang von der IWC ausgearbeitetes „Kompromisspapier“ wurde im Februar dieses Jahres vorgelegt und sollte die konträren Interessen von Walschutz- und Walfangländern berücksichtigen. Es sah vor, das bestehende Verbot des kommerziellen Walfangs für zehn Jahre aufzuheben. Dieses internationale Walfangverbot wurde bereits 1986 ausgesprochen. Von Norwegen und Island wurde dieses Verbot gar nicht erst anerkannt; von Japan wurde es umgangen mit der Begründung, man fange Wale nur zu Forschungszwecken, was gemäß internationalem Recht erlaubt ist.

Seit 1986 wurden von diesen drei Nationen illegal weit über 30.000 Großwale getötet, obwohl es inzwischen kaum noch Abnehmer für Walfleisch gibt. Walfleisch gilt als stark belastet mit PCB, Quecksilber und weiteren giftigen Rückständen.

Gemäß Kompromisspapier sollte das bestehende Walfangverbot für die kommenden zehn Jahre außer Kraft gesetzt werden mit der Maßgabe, den Ländern Japan, Norwegen und Island jährliche Fangquoten zu gestatten, teilweise sogar im Antarktis-Schutzgebiet. Auf der IWC-Konferenz am 23. Juni 2010 in Agadir/Marokko ist dieses faule Kompromisspapier nun gescheitert und vorerst vom Tisch. Das illegale Abschlachten von Walen wurde somit nicht legalisiert. Zum Abstimmungsverhalten der Mitgliedsstaaten haben sicherlich auch das weltweite Engagement von Tierschützern und der Druck von Bürgerbewegungen beigetragen.

Pikantes Detail: Ausgerechnet der IWC-Vizepräsident und Verhandlungsführer in Agadir, Anthony Liverpool, soll vom Walfangland Japan bestochen worden sein. Sein Aufenthalt im Luxushotel sowie die Flüge seien von japanischer Seite gesponsert worden. Liverpool ist Botschafter des Inselstaates Antigua und Barbuda in Japan. Es ist bekannt, dass sich Japan mit Millionenbeträgen meist klamme Kleinstaaten für seine Walfangzwecke geneigt macht, um seinen Einfluss in der Kommission zu vergrößern.

Immerhin hat Deutschland nicht für den Kompromissvorschlag gestimmt. Besonders erfreulich und von Bedeutung: In seltener Einigkeit hatten die Fraktionen von Union, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen zuvor am 10. Juni 2010 einen gemeinsamen Antrag in den Bundestag eingebracht. In der Beschlussforderung soll die Bundesregierung dem IWC-Kompromiss nur zustimmen, wenn der sog. „wissenschaftliche“ Walfang beendet und der kommerzielle Walfang zum Ende einer zehnjährigen Übergangszeit ganz eingestellt wird.

Bisher versteht sich die IWC eher als WalFANGkommission. Es ist an der Zeit, als WalSCHUTZkommission nun endlich Schutzmaßnahmen für die Meeressäuger konsequent umzusetzen, zumal auch Hunderttausende von Kleinwalen, Delphinen und Robben jährlich als Beifang der Fischerei verenden. Großer Handlungsbedarf besteht auch gegen die Verschmutzung und Verlärmung der Meere zu Lasten der Meeressäuger.