Zweiter Nationalpark für NRW – Teil 1

Nationalparke sind Landschaften, in denen Natur sich selbst und ihren eigenen Gesetzen überlassen bleibt. Sie schaffen oder bewahren Rückzugsgebiete für wildlebende Pflanzen und Tiere und sind deshalb unverzichtbar für die biologische Vielfalt und den Artenreichtum unserer Erde. Im Nationalpark und allen Wäldern gilt ein ganzjähriges Feuer- und Rauchverbot. Grundsätzlich sind offene Feuer in einem Abstand von 100 Metern zum Waldrand verboten. Feuer ist nur an offiziell ausgewiesenen Feuerstellen erlaubt. Dabei müssen mögliche Waldbrandstufen beachtet werden.

Während in allen 16 deutschen Nationalparks noch Tiere gejagt werden, machen andere Nationalparks in Mitteleuropa vor, wie es geht: Im schweizerischen Nationalpark, dem ältesten Nationalpark Mitteleuropas, wird seit seiner Gründung im Jahr 1914 nicht gejagt. Fast 20 Jahre nach der erfolgreichen Gründung des Nationalparks Eifel soll in NRW ein zweites Großschutzgebiet errichtet werden.

In einer Pressemitteilung vom 18.012024 teilt „Nationalpark Arnsberg Wald“ mit:

Nationalpark Arnsberger Wald bleibt aktuell!|

Für das kreisübergreifende Bündnis aus Naturschutzvereinen und Sauerländischem Gebirgsverein bleibt ein Nationalpark Arnsberger Wald im landeseigenen Wald zwischen Arnsberg, Meschede und Möhnesee weiter aktuell!

Zwar haben die Kreistage in Meschede und Soest den Diskussionsprozess über eine eventuelle Bewerbung mit den Stimmen von CDU und FDP im Dezember letzten Jahres vorzeitig beendet, abgewürgt wurde damit aber nur das im letzten Jahr eingeleitete Bewerbungsverfahren der Landesregierung.

Wir sind davon überzeugt, dass ein Nationalpark für die Natur und unsere Region wichtig ist. Deshalb bleiben wir dran und werden mit Veranstaltungen, Exkursionen und weiterer Öffentlichkeitsarbeit für einen „Nationalpark Arnsberger Wald“ im landeseigenen Wald werben.

Wir werden die Politik nicht aus ihrer Verantwortung entlassen und den Bürgerinnen und Bürgern die Chance geben, ihre Meinung zu äußern. Nordrhein-Westfalen ist noch weit davon entfernt, die politisch gesteckten Ziele für naturbelassene Wälder zu erfüllen: 5 % der Waldfläche sollen sich unbeeinflusst von wirtschaftlichen Nutzungsinteressen entwickeln können,

  • damit seltene und vom Aussterben bedrohte Arten alter Wälder überleben können,
  • damit in diesen Wäldern natürliche Entwicklungen des Werdens und Vergehens über Jahrzehnte und Jahrhunderte ungestört von Nutzungsinteressen des Menschen möglich sind,
  • damit sich die vielen naturinteressierten Bürgerinnen und Bürger unseres Landes erfreuen und erholen können in einem Nationalpark, abseits – aber erreichbar – von einer hektischen, dicht besiedelten und lauten Alltagswelt,
  • damit wir in naturbelassenen Wäldern Umweltforschung und Umweltbildung ermöglichen, dringend notwendig angesichts der Klima- und Biodiversitätskrise und der weithin zurecht beklagten zunehmen Entfremdung weiter Teile der Bevölkerung von ihrer natürlichen Umwelt und
  • damit unsere Region mit einem Nationalpark die Aufwertung erfährt, die sie verdient.

CDU und FDP beider Kreistage wollten keinen Raum geben für gründliche Information und ausführliche Diskussion. Bis März dieses Jahres wäre Zeit gewesen, sich zu informieren über existierende Nationalparke, Erfahrungen von Bürgermeistern aus deren Umfeld, Erkenntnisse von Touristikern, Mitwirkungsmöglichkeiten der Kommunen im Umfeld des Eifel-Nationalparks, Umgang mit Jagd und Borkenkäfer.

Viele der vorgetragenen Gegenargumente waren falsch oder übertrieben. Über berechtigte Fragen und Bedenken hätten wir Naturschutzvereine gerne diskutiert, gerne hätten wir auch an Diskussionsveranstaltungen mit externen Experten und Politikern mit „Nationalparkerfahrung“ mitgewirkt.

Mindestens als wenig engagiert, muss man das Agieren der Landesregierung bewerten. Niemand aus Düsseldorf ließ sich hier vor Ort blicken, um bei den eigenen Leuten wenigstens für einen gründlichen und fairen Diskussionsprozess zu werben. Im Übrigen war das Bewerbungsverfahren zeitlich viel zu eng und völlig einseitig ausschließlich auf die Kreistage zugeschnitten. Der angestrebte Nationalpark ist eingebettet in den existierenden, viel Größeren und wirtschaftlich genutzten „Naturpark Arnsberger Wald“.

Wir werden uns auch dort einsetzen, für mehr Natur und für mehr naturbelassene Wälder! Er erstreckt sich als größte zusammenhängende Waldlandschaft in NRW von Arnsberg-Voßwinkel im Westen, Rüthen im Osten, von der Ruhr im Süden bis zur Haar im Norden. Damit ist er mit seiner zentralen Lage in NRW ein unverzichtbarer Baustein im landesweiten Biotopverbund.

Es bleibt abzuwarten, wie es weiter geht. Ein Bürgerbegehren ist gescheitert, eine Beteiligung der Kommunen aber nicht erforderlich.

(BvH)